MEGVIS entstand ursprünglich aus dem Wunsch einiger Vinzentiner, mehr über den heiligen Vinzenz und sein Leben sowie über geschichtliche Hintergründe seiner Zeit zu erfahren. Ungefähr um das 400. Jubiläumsjahr der Geburt des heiligen Vinzenz (1981) trafen sich einige Mitbrüder aus Deutschland, Holland und Österreich zu einem wissenschaftlichen Austausch über vinzentinische Themen. So entstand aufgrund des Interesses anderer Mitbrüder aus anderen Provinzen die MEGVIS, das heißt MITTELEUROPÄISCHE GRUPPE VINZENTINISCHER STUDIEN.

Bald darauf zeigten sich auch die verschiedenen Gemeinschaften der Barmherzigen Schwestern, die Vinzenzgemeinschaft und andere im Geist des hl. Vinzenz Tätige an dieser Tagung interessiert. So wurde die Gruppe ausgeweitet und ist heute eine international und von verschiedenen Gruppierungen besuchte Veranstaltung, welche auch bei den Generalaten der jeweiligen Gemeinschaften Beachtung findet.



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Megvis Nr. 66 / 2023
Megvis Nr. 65 / 2022
Megvis Nr. 64 / 2021
Megvis Nr. 63 / 2019
Megvis Nr. 62 / 2018
Megvis Nr. 61 / 2017
Megvis Nr. 60 / 2016
Megvis Nr. 59 / 2015
Megvis Nr. 58 / 2014
Megvis Nr. 57 / 2013
Megvis Nr. 56 / 2012
Megvis Nr. 55 / 2011
Megvis Nr. 54 / 2010
Megvis Nr. 53 / 2009
Megvis Nr. 52 / 2008
Megvis Nr. 51 / 2007
Megvis Nr. 51 / 2007 Nachtrag
Megvis Nr. 50 / 2006
Megvis Nr. 49 / 2005
Megvis Nr. 48 / 2004
Megvis Nr. 47 / 2003
Megvis Nr. 46 / 2002
Megvis Nr. 45 / 2001
Megvis Nr. 44 / 2000


30 JAHRE MEGVIS

oder: Die Suche nach einem Anfang

Wann begann die Geschichte von MEGVIS? Diese Frage wird immer wieder gestellt. Die Beantwortung dieser Frage scheint zunächst recht einfach zu sein. Bei der diesjährigen Tagung im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Untermarchtal wurde des Öfteren darauf hingewiesen, dass vor 30 Jahren, mit dem 1. Treffen in Salzburg vom 19. – bis 20.06.84, alles begann. Der Verfasser dieses Artikels kann sich selbst noch gut an dieses 1. Treffen in Salzburg mit 21 Teilnehmern erinnern, aber es war nicht der Anfang von MEGVIS.

Ganz offiziell beginnt die Geschichte von MEGVIS mit der Vereinbarung vom 1. Juli 1986, also zwei Jahre später. Dieser Vereinbarung ist folgender Text voran gesetzt:

Nachdem die Mittel-Europäische Gruppe für Vinzentinische Studien nun mehrere Jahre aufgrund einer mündlichen Abmachung tätig war, dachten wir, es sei an der Zeit, eine schriftliche Vereinbarung zu treffen, um sie von den Personen, die sie im Augenblick tragen, unabhängig zu machen und ihr größere Stabilität zu geben. Die Vereinbarung will kein Dokument sein, das in seiner Formulierung juristisch perfekt ist. Es wurde anlässlich der Generalversammlung dieses Jahres in Rom in die endgültige Form gebracht und unterfertigt.

Die Vereinbarung beschreibt das Ziel und die Arbeitsweise von MEGVIS und regelt abschließend einige Regularien. Unterschrieben wurde sie von Vertretern der Provinzen Deutschland, Holland, Österreich und der Slowakei. Diese Vereinbarung aus dem Jahr 1986 gibt MEGVIS nicht nur eine Geschäftsordnung und benennt die Träger dieser Gruppe, sondern bringt in dem oben zitierten Text klar zum Ausdruck, dass die tatsächlichen Anfänge von MEGVIS viel früher zu suchen sind. Erst der Blick in das Archiv der MEGVIS Hefte lässt uns der Beantwortung der eingangs gestellten Frage näher kommen.

Im Dezember 1982 gibt P. Otto Schnelle ein von ihm erstelltes Heft mit dem Titel: Berichte * MEGVIS * Anregungen * Fragen  heraus. In einem Vorwort gibt er bekannt, dass er zukünftig ein Mitteilungsblatt mit Berichten und Anregungen zum vinzentinischen Studium herausgeben wird.  Adressanten seiner schriftlichen Mitteilungen sind die Mitarbeiter und Freunde der Mittel-Europäischen Gruppe für Vinzentinische Studien. Dieses erste Heft beinhaltet einen Artikel mit dem Titel Wie es in der Kongregation der Mission zu dem neuen Aufschwung der vinzentinischen Studien kam. Der Leser dieses Artikels erfährt, dass die Generalversammlung 1974 den Anstoß für eine Vertiefung der vinzentinischen Studien gegeben hat und der damalige Generalsuperior James W. Richardson in einem Brief vom 17.04.1975 dazu nochmals eigens aufforderte. 

Es lässt sich heute nicht mehr genau feststellen, wann P. Otto Schnelle diesen Impuls aus Rom aufgegriffen und Schritt für Schritt in die Tat umgesetzt hat. Ein Zeitzeuge, nämlich P. Georg Witzel, erinnert sich daran, dass in den Jahren zwischen 1976 und 1979 die ersten Treffen der damals noch kleinen und informellen Gruppe in Köln stattgefunden haben. Teilnehmer dieser ersten Treffen waren Vertreter der Provinzen, die 1986 die MEGVIS Vereinbarung unterzeichneten.

Die Idee, aus der MEGVIS entstand, war kein Selbstläufer. Untrennbar ist die Geschichte der Mittel-Europäischen Gruppe für Vinzentinische Studien mit dem Namen von P. Otto Schnelle verbunden. Wer ihn noch kannte, der weiß, mit welch einer Ausdauer und Akribie er einer Sache nachgehen konnte. Die Geschichte von MEGVIS ist dafür ein besonders gutes Beispiel.
In den Jahren von 1982 bis zu seinem Tod 1992 hat P. Schnelle neben seinen bekannten Publikationen 34 MEGVIS Hefte herausgegeben. Diese Hefte erschienen größtenteils viermal im Jahr und boten dem Leser eine Fülle von Informationen zu vinzentinischen Themen.
Neben einem ausführlichen Bericht über das jährliche Treffen beinhalteten diese Hefte verschiedene Beiträge aus der vinzentinischen Welt sowie Hinweise auf weiterführende Literatur. Diese Hefte waren im wahrsten Sinne des Wortes „Handarbeit“. Die Beiträge wurden von P. Schnelle auf der Schreibmaschine getippt, vervielfältigt und anschließend geheftet.

Untrennbar mit der Geschichte von MEGVIS sind die Namen der holländischen Mitbrüder verbunden, die sich vor allem durch ihre hochqualifizierten Beiträge bei den jährlichen Treffen und in den MEGVIS Heften engagiert haben: Sjef Sarneel und Gerard van Winsen. Im Laufe der Jahre war Sr. Alfonsa Richartz eine sehr geschätzte Mitarbeiterin und Referentin.

Liest man die Berichte der jährlichen MEVIS Tagungen, die in verschiedenen Provinz – und Mutterhäusern der Barmherzigen Schwestern stattfanden, kann man an Hand der Teilnehmerlisten ein ständig steigendes Interesse in der vinzentinischen Familie des deutschen Sprachraums feststellen. In den ersten beiden Jahrzehnten von MEGVIS kamen die Referenten der jährlichen Tagung fast ausschließlich aus den Reihen der vinzentinischen Familie. Gerade die oben genannten holländischen Mitbrüder und Schwester Alfonsa haben hier wahre Pionierarbeit geleistet.

Eine Zäsur in der Entwicklung von MEGVIS war der Tod von P. Otto Schnelle im April 1992.

In den folgenden Jahren bis 2004 übernahm P. Victor Groetelaars die Leitung der MEGVIS Tagung. Mit seiner liebenswürdigen und charmanten Art prägte er die zwischenzeitlich auf über 80 Teilnehmer angewachsene jährliche Zusammenkunft. Ihm und der damaligen Vorbereitungsgruppe ist es zu verdanken, dass aus dem kleinen Pflänzchen MEGVIS eine große und blühende Pflanze wurde. Dazu gehört auch das Engagement von P. Norbert Tix, der ab 1993 bis 2004 Herausgeber des MEGVIS Heftes war.

Wie bereits erwähnt, fand die jährliche MEGVIS Tagung in den ersten beiden Jahrzehnten in verschieden Provinz- und Mutterhäusern der Barmherzigen Schwestern statt. Die große Gastfreundlichkeit und geschwisterliche Atmosphäre in diesen Häusern haben viel zum Bestand von MEGVIS beigetragen. Als festes Datum der MEGVIS Tagung setzte sich im Laufe der Jahre die Osterwoche durch. Seit 2005 findet die MEGVIS Tagung im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Untermarchtal statt.

Das Ausscheiden vieler Referenten aus der vinzentinischen Familie durch Alter, Krankheit und Tod veränderte auch die Liste der Referenten bei der MEGVIS Tagung. Erstmals im Jahr 2005 hielt Prof Schneider von der Universität Trier ein Referat.

Auch die MEGVIS Vorbereitungsgruppe, der die gesamte Organisation von MEGVIS obliegt, veränderte im Laufe der letzten 10 Jahre ihr Aussehen. Nachdem über zwei Jahrzehnte die Vertreter der Provinzen Holland, Österreich und Deutschland zusammen mit Sr. Alfonsa als Vertreterin der Barmherzigen Schwestern diese Gruppe gebildet hatten, kamen drei Schwestern aus Föderationsgemeinschaften als Mitarbeiterinnen dazu. Man kann ohne Übertreibung feststellen, dass die Mitarbeit von Sr. Elisabeth Halbmann (Untermarchtal),

Sr. Veronika Häußler (Augsburg) und Schwester Katharina Mock (Paderborn) MEGVIS neue Perspektiven eröffnet und neuen Schwung gegeben hat.

Bei der Tagung 2012 hat P. Georg Witzel als Mitarbeiter und Teilnehmer der ersten Stunde von MEGVIS mit sehr herzlichen Worten die holländischen Mitbrüder der Vorbereitungsgruppe verabschiedet und ihnen für ihren Jahrzehnte langen großartigen Einsatz namens der Organisatoren und aller Freunde von MEGVIS gedankt. Ein besonderer Dank galt P. Victor Groetelaars und P. Wiel Bellemakers, die sowohl in der Vorbereitungsgruppe und auch als Referenten engagiert waren. Unvergessen mit MEGVIS verbunden bleiben auch die Namen der Patres Sarneel und van Winsen, die mit Fug und Recht zusammen mit P. Otto Schnelle zu den Gründervätern von MEGVIS zählen.     

Noch einmal: Wann begann die Geschichte von MEGVIS?

Der vorliegende Beitrag hat versucht dieser Frage nach zu gehen und sie zu beantworten. Bei den Recherchen kamen einige weniger bekannte Daten und Fakten zu Tage. Man könnte also sagen: MEGVIS begann mit einer von der Generalversammlung 1974 und dem damaligen Generalsuperior inspirierten Idee die mit der 1. Tagung 1984 in Salzburg sichtbar Gestalt annahm. MEGVIS besteht seit über drei Jahrzehnten, weil Mitbrüder und Schwestern und viele Freunde aus der großen vinzentinischen Familie sich engagiert und eine wertvolle Idee mit Leben erfüllt, ihr ein Gesicht verliehen und einen festen Platz in der großen Familie des Hl. Vinzenz von Paul gegeben haben.

„Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens“ sagt ein chinesisches Sprichwort. Darum gilt allen Wegbereitern und Wegbeleitern ein herzliches Dankeschön

Trier, im November 2014

P. Norbert Ensch C.M.
Vorsitzender MEGVIS