Le Berceau – Der Geburtsort des hl. Vinzenz von Paul

Er ist Teil der Gemeinde Saint-Vincent-de-Paul. In Berceau (Wiege) befindet sich das Bauernhaus, das Ranquines genannt wird, vielleicht nach dem gaskognischen Begriff ranqueja, was so viel wie hinken bedeutet. Der Name könnte an die Tatsache erinnern, dass der Vater von Vinzenz hinkte, aber das scheint unwahrscheinlich, da das Grundstück, auf dem es steht, ebenfalls Ranquines heißt. Vinzenz wurde hier geboren, allerdings nicht in diesem Gebäude, sondern in einem früheren an gleicher Stelle. Er beschrieb seinen Vater oft als pauvre laboureur, tatsächlich war er Eigentümer der Grundstücke, die er bearbeitete. Darin unterschied sich die Familie de Paul von vielen anderen, die kein Land besaßen. Der Begriff pauvre bezieht sich hier nicht auf seine Armut, das wäre laboureur pauvre, sondern auf seinen Zustand, für seinen Lebensunterhalt arbeiten zu müssen. Er schrieb einmal: Es muss gesagt werden, dass ich der Sohn eines Bauern bin und dass ich Schweine und Kühe gehütet habe. (Brief 1372) Obwohl die Familie den Hof von Ranquines besaß, schuldete sie, wie sich Vinzenz später erinnerte, dem Herzog von Ventadour, der auch Marquis von Pouy war, einige Lehensabgaben. Vinzenz selbst erbte Land von seinem Vater, wie er in einem frühen Testament aus dem Jahr 1626 bezeugt.

Erst 22 Jahre nach dem Tod von Vinzenz stellt sich die Frage nach seinem Geburtshaus. Guillaume Lostalot (geb. 1660), gebürtig aus Dax, schrieb an seinen Mitbruder Melchior Molenchon (geb. 1653), indem er von Bernard de Paul, dem Großneffen von Vinzenz, sprach. „Er schrieb mir, dass das Haus von Monsieur Vinzenz dem Erdboden gleichgemacht wurde, aber dass das Zimmer, in dem er geboren wurde, unversehrt erhalten geblieben ist.“ Ein anderer Zeuge schrieb, dass im Jahr 1682, als das Haus einstürzte, ein Kreuz auf den Ruinen errichtet wurde. 

Am 14. Februar 1706 nahm der Kirchenrichter von Dax in Anwesenheit des ortskundigen Pater de Ges vier eidesstattliche Erklärungen zur Vorbereitung der Selig- und Heiligsprechung ihres Landsmannes entgegen. Jedes dieser Zeugnisse ist auch heute noch auf seine Art von Interesse, und mehrere sind erwähnenswert.

Das erste Zeugnis kam von Louis de Paul, dem Großneffen des Heiligen und Besitzer des Anwesens Ranquines.  Er war 66 Jahre alt, Landwirt, und erklärte: „Monsieur Vinzenz, sein Verwandter, hat seiner Familie nie etwas gegeben, um sie aus ihrer Armut zu befreien. Ich habe gehört, dass Monsieur Vinzenz, als er jung war, seine Kleider und einen Teil seines Brotes an die Armen verschenkte. Monsieur Loustalot, der Pfarrer der Gemeinde, ließ ein Kreuz über dem Geburtshaus des verstorbenen Monsieur Vinzenz aufstellen, um das Andenken an seine Person zu bewahren, für die er eine besondere Verehrung hegte. Ich habe mehrere Leute gesehen, die aus Verehrung für Monsieur Vinzenz Teile des Holzes dieses Kreuzes abgeschnitten und weggetragen haben… Das Zimmer, in dem Monsieur Vinzenz geboren wurde, blieb noch lange Zeit stehen, nachdem der Rest des Hauses eingestürzt war, und da das Zimmer fast zerstört war, ließ Monsieur Loustalot dort eine kleine Kapelle errichten, in der er ein Bild der Heiligen Jungfrau aufstellte. Er ließ ein Bild von Monsieur Vinzenz malen, der davor kniete. Viele Menschen, sogar die Prozessionen, die zu Unserer Lieben Frau von Buglose gehen, halten dort an, um zu Gott zu beten, um die Verehrung zu zeigen, die sie dem Andenken von Monsieur Vinzenz entgegenbringen.“ Es sollte jedoch bemerkt werden, dass dieser Großneffe nicht gut über Vinzenz‘ Hilfe informiert war. Dessen offizielles Testament aus dem Jahr 1630 vermachte seinen Geschwistern und ihren Kindern Land und Geld.

Das vierte Zeugnis stammt von Pierre de Pasquau Darose, Einwohner von Pouy, 70 Jahre alt, Tischlermeister. Er sagte: „Im Auftrag von Monsieur de Loustalot, dem Pfarrer von Pouy, habe ich selbst das Kreuz und die Kapelle gemacht, die sich heute an der Stelle des Hauses befinden, in dem Monsieur Vinzenz geboren wurde. Die Leute kommen, um Holzstücke vom Kreuz abzuschneiden und zu Gott zu beten, um auf diese Weise ihre Verehrung für das Andenken von Monsieur Vinzenz zu zeigen.“

Es gibt zwei Überlieferungen über den Standort des Familienhauses. Die ältere Überlieferung, die wahrscheinlich die genauere ist, verortet es unter dem Kirchenschiff der heutigen großen Kapelle. Die jüngere Überlieferung trennt die Kapelle vom Haus und bestimmt so die Lage des jetzigen Hauses. In jedem Fall ist die gesamte Anlage der Erinnerung würdig.

An seinem ersten Standort war das heutige Haus an der Seite der Straße, ihr zugewandt und nach Osten ausgerichtet. Das Grundstück, auf dem das Haus stand, wurde erst 1841 erworben um Teil des heutigen Berceau-Grundstücks zu werden. Im Jahr 1864 wurde das Haus etwas näher an die Kapelle gerückt. Außerdem wurde es aus Gründen der Symmetrie nach Norden gedreht.

Das derzeitige Haus mit sechs Zimmern und Dachboden, 12 mal 8,5 Meter groß, ist ein typisches Haus eines Gascogners mit freiliegenden Holzbalken und verdichtetem Erdboden. Das Mark des Schilfes auf dem die Ziegeln trockneten, hinterließ Abdrücke und im Inneren waren nur Pfosten und Balken zu sehen. Auch wenn dieses Haus nicht das Haus war, das Vinzenz kannte, so ist es ihm doch sehr ähnlich. Es erinnert an ihn an dem Ort, an dem er geboren wurde. Einige der alten Balken könnten aus dem de Paul-Haus stammen. In den ersten Querbalken am Eingang ist jedenfalls die Jahreszahl 1744 eingeschnitzt, die von einer seiner Rekonstruktionen stammt. Da die Außenmauern instabil waren und kürzlich repariert wurden, hat man sie mit Ziegeln ausgefüllt und verputzt. Das Haus verfügte über eine Küche (den Hauptraum) mit einem Kamin, Zimmer für den ältesten Sohn, die Eltern, für Vinzenz und seine Brüder, für die Töchter und einen Anbau, der heute die Orangerie ist. Darüber befindet sich ein leerer Dachboden. Früher wurde der vordere Teil des Dachbodens zur Lagerung von Heu genutzt, das durch eine Öffnung an der Vorderseite hereingebracht wurde, und im hinteren Teil wurde Getreide gelagert. Außerdem war das ursprüngliche Haus an der Westseite noch 1,5 m breiter – ein Raum für Tiere und Werkzeuge.

Unter einem alten Altar im Zimmer der Jungen werden einige Reliquien und andere Erinnerungen an den Heiligen aufbewahrt: ein Paar seiner Schuhe, ein stehendes Kruzifix (mit der Aufschrift LA CROIX DE NOSTRE R. P. VINCENT DE PAUL [Das Kreuz unseres P. Vinzenz von Paul]), ein weißes Leinentuch, das zum Verbinden seiner Beine verwendet wurde, ein Fragment eines Pferdehaargürtels, der als Bußinstrument diente, eine rote oder violette Stola, die er in Folleville getragen haben soll und zwei kleine Knochenreliquien. Alle diese Gegenstände stammen aus dem Original von Saint Lazare und wurden dem Werk von Berceau von Herrn Jean Baptiste Etienne, dem Generaloberen der Kongregation, übergeben. Die Kopie eines Briefes, der am 17. Februar 1610 an die Mutter von Vinzenz geschrieben wurde, erinnert daran, dass sie ihn höchstwahrscheinlich hier erhalten hat. Das Mobiliar des Hauses ist nicht original.

Der Ort der Gedenkstätte von Vinzenz‘ Geburt befindet sich heute unter der Dachschräge im hinteren Teil des Hauses, wo die Menschen zum Gebet und oft auch zur Feier der Eucharistie zusammenkommen. Da die Lage des Hauses geändert wurde, befindet sich diese Stelle dort, wo das zweite Zimmer auf der linken Seite ist und wo sich ursprünglich das Schlafzimmer der Eltern befand.

Die Art von Landschaft die Vinzenz während seiner Kindheit erlebte, war nicht der ausgedehnte Kiefernwald der les Landes, den man heute sieht, da es ihn im 16. und 17. Jh. nicht gab. Der Wald wurde im 19. Jahrhundert gepflanzt, um die Ausbreitung des vom Wind angewehten Sandes von der Atlantikküste zu verhindern. Früher waren die Landes sehr sandig und wurden leicht sumpfig. Das Gebiet von Pouy liegt in einer Biegung des Flusses Adour, einem immer noch etwas sandigen Gebiet, das oft überschwemmte Weiden hat. Dieses Gebiet ähnelt mehr als jedes andere dem Land, wie es zu Vinzenz‘ Zeiten war.

Die Familie besaß sicherlich, was jeder kleine Landbesitzer in der Region hatte: einen Hof für Kühe, Schweine und Schafe. Das Grundstück Ranquines war sehr klein, nur 30 mal 34 Meter, aber genug für ein Haus, einen Garten und ein oder mehrere Nebengebäude. Nördlich des Grundstücks, wo sich heute die große Kapelle befindet, befand sich eine Gemeindewiese, die von der Familie und ihren Nachbarn genutzt wurde. Wie früher auf den kleinen Weiden üblich, ging Vinzenz auf den staubigen Wegen, vielleicht auf den für die Landes typischen Stelzen, die ihm anvertrauten Tiere im Auge behaltend und seinen Proviant in einem Sack tragend. Es ist nicht sicher, dass er jeden Abend nach Hause zurückkehrte. Es gab nur wenige große Weideflächen, so dass er sich auf die Suche nach fruchtbarem Land machen musste.

Die Ernährung von Vinzenz unterschied sich deutlich von der heutigen. Es gab keine Kartoffeln, Tomaten, Mais oder gar Bohnen, da diese aus der Neuen Welt stammten und erst nach und nach in Spanien eingeführt wurden. Stattdessen aß seine Familie die lokalen Produkte: Karotten, Rüben, Saubohnen, Linsen und sogar Hirse, damals ein wichtiges Getreide. Der Verzehr von Fleisch war im Allgemeinen nicht üblich.  Sie hatten wohl auch Zugang zu Vögeln (Enten, Gänse, Tauben usw.) und deren Eiern, Fischen und Kleintieren wie Kaninchen. Wein und Apfelwein waren als Getränke gebräuchlich. Milch wurde normalerweise nur Säuglingen serviert, und Wasser war oft nicht trinkbar. Jahre später erzählte Vinzenz den Töchtern der Nächstenliebe, wie die Menschen in den Landes essen würden: Sie sind sehr einfach in ihrer Ernährung. Die Mehrheit begnügt sich oft mit Brot und Suppe…  In der Region, aus der ich stamme, essen wir ein kleines Getreide namens Hirse, das wir in einem Topf kochen. Zu den Mahlzeiten wird es in eine Schüssel gegossen, und die Familie versammelt sich, um zu essen, und danach gehen sie zur Arbeit.(Konferenz 13) Ich bin der Sohn eines Ackerbauern. Ich wurde so ernährt, wie die Menschen auf dem Lande ernährt werden, und jetzt, wo ich Missionsoberer bin, soll ich eingebildet sein und mir wünschen, wie ein Edelmann behandelt zu werden? (Konferenz 85) Er erinnerte auch daran, dass die Verwendung von Apfelwein (anstelle von Wein) in der Region üblich und gut für die Gesundheit war.

Sein ganzes Leben lang zeigte Vinzenz die für Bauern typischen Eigenschaften: gesunden Menschenverstand, Geduld, Vertrauen in die Vorsehung, harte Arbeit und Bescheidenheit. Wie Jesus selbst wurde Vinzenz unter bescheidenen Arbeitern geboren und zeigte immer Liebe für die Armen, die Kleinen.

Die ersten Berichte über die Verehrung von Vinzenz in seiner Heimatregion stammen aus dem Jahr 1706 und kommen von seinen Verwandten.  Louis Depaul, Bauer in Pouy und Besitzer von Ranquines (oben erwähnt) und Jean Depaul, ein weiterer Großneffe, 74 Jahre alt, lebten in Saint-Paul-les-Dax. Er bezeugte, vielleicht etwas säuerlich: „Ich habe von meinem Vater gehört, dass er Monsieur Vinzenz aufsuchte, als er in Paris lebte, um ihn um Rat zu fragen wegen eines Heiratsversprechens, das er einem Mädchen gegeben hatte, das er missbraucht hatte. Monsieur Vinzenz sagte ihm, er sei verpflichtet, sie zu heiraten. Und er gab meinem Vater bei seiner Rückkehr nur 10 Ecus und einen Brief für Monsieur de Saint Martin. Monsieur Vinzenz hat uns nie etwas gegeben, um uns aus der schlechten Lage, in der wir lebten, zu befreien.“ Vielleicht bezieht sich das auf die gleiche Zeit, als Vinzenz selbst gegenüber seinen Mitbrüdern zugab, dass einige seiner Verwandten gezwungen wären, von Almosen zu leben (Konferenz 148, 1656) und dies noch immer tun. (Konferenz 204, 1659) Dieser Zustand könnte leicht durch die Probleme der Fronde verursacht worden sein. Während dieser Zeit halfen ihnen einige von Vinzenz‘ Freunden, wie auch er selbst. Auf jeden Fall war Jean Depaul, wie bereits erwähnt, schlecht über seinen Großonkel Vinzenz informiert.

Vinzenz machte auch einen Familienbesuch, wahrscheinlich im Jahr 1624. Er erinnerte sich daran in einer Konferenz an die Missionare am 2. Mai 1659: „Ich fürchtete, dachte ich, ich würde meinen Verwandten auf gleiche Weise anhängen. Und genau das geschah. Ich verbrachte acht oder zehn Tage bei ihnen, um sie in den Wegen ihres Heils zu unterweisen und sie von dem Wunsch zu befreien, Reichtümer zu besitzen, und zwar so weit, dass ich ihnen sagte, sie hätten nichts von mir zu erwarten, und selbst wenn ich Truhen mit Gold und Silber besäße, würde ich ihnen nichts geben, weil ein Geistlicher, der etwas besitzt, es Gott und den Armen schuldet. Am Tag meiner Abreise empfand ich so viel Kummer darüber, meine armen Verwandten zu verlassen, dass ich nichts anderes tat, als zu weinen, und ich weinte fast ununterbrochen auf dem ganzen Weg. Zu diesen Tränen gesellte sich der Gedanke, ihnen zu helfen und sie in eine bessere Lage zu versetzen, dies dem einen und das dem anderen zu geben. So teilte ihnen mein mitfühlendes Herz zu, was ich hatte und nicht hatte. Ich sage dies zu meiner Schande. Und ich sage es, weil es sein kann, dass Gott dies zugelassen hat, um mich die Bedeutung der evangelischen Maxime, von der wir sprechen, sensibler wahrnehmen zu lassen. Drei Monate lang quälte mich das leidenschaftliche Verlangen, meine Geschwister zu unterstützen. Das lag wie eine beständige Last auf meiner armen Seele. Dabei, wenn es mir etwas leichter war, betete ich zu Gott, mich doch gnädig von dieser Versuchung zu befreien, und ich tat das so innig, daß er sich endlich meiner erbarmte und mir diese übertriebene Sorge um meine Verwandten nahm.“ (Konferenz 204)

Vielleicht bezog er sich auf die gleiche Begebenheit im Brief 1481: Wenn die Zeit des Abschieds kommt, gibt es nichts als Kummer und Tränen, und was noch schlimmer ist, die Diener Gottes werden oft mit nichts sonst als Verstimmungen zurückgelassen. Ihr Geist ist voll von Bildern und Gefühlen, die wenig mit ihrem Stand übereinstimmen, und sie verlieren manchmal die Hingabe, die sie für ihre geistlichen Übungen hatten.“ Es ist jedoch anzumerken, dass Vinzenz drei Jahre nach seinem Besuch ein Testament machte und seinen Besitz in und um Dax veräußerte, indem er alles seiner Familie schenkte. (Coste 13, Dokument 27)

Neben diesem Besuch schickte er auch seine Mitbrüder in die Gegend, um dort Volksmissionen zu halten. Zumindest eine ist aus dem Jahr 1652 bekannt.

Die große Eiche, die auf Gasconisch Lou Biellh Cassou (die alte Eiche) heißt, ist Jahrhunderte alt. Der Bruch eines ihrer riesigen Äste im Jahr 1939 ermöglichte es, ein Stück ihres Holzes zur Analyse nach Bordeaux zu schicken. Die Schlussfolgerungen der Spezialisten ergaben ein Pflanzdatum zwischen 1200 und 1230. Der junge Vinzenz ruhte sich sicherlich in ihrem Schatten aus, obwohl sie nicht zum Familienbesitz gehörte, da die Straße auf beiden Seiten an ihr vorbeiführte. Die Eiche ist einer von mehreren alten Bäumen, die in den Landes erhalten sind.

Während der Revolution versuchten Agitatoren ihn verbrennen. Die schlimmsten Feinde des Baumes waren jedoch indiskrete Pilger, die Stücke der Rinde als Andenken an den Heiligen mitnahmen. Wir haben so bedeutende Zeugen wie die Herzogin von Berry und die Herzogin von Angouleme. Auch ein geistlicher Sohn des Heiligen Vinzenz, der selige Frederic Ozanam, schrieb über die Ereignisse vom 2. und 3. Dezember 1852: Ich sende dir, mein lieber Freund, ein Blatt von einem gesegneten Baum. Es wird in dem Buch, in dem du es hinterlässt, vertrocknen, aber die Nächstenliebe wird nie in deinem Herzen verwelken… Ich sah darin ein Symbol für die Grundlagen des Heiligen Vinzenz von Paul. Sie scheinen durch nichts Menschliches an der Erde festgehalten zu werden und haben dennoch seit Jahrhunderten triumphiert und sind inmitten von Revolutionen gewachsen. Der Pfarrer des Ortes ließ einen ganzen Zweig für den Gründer der Vereinigung der Konferenzen des Heiligen Vinzenz von Paul abschneiden, der für den Generalrat dieser Vereinigung bestimmt war. Die Vinzentiner in Buglose schenkten Pius IX. 1856 ein Kreuz und einen Rosenkranz aus dem Holz des Baumes. Eine solche Behandlung gefährdete eindeutig die Zukunft der Eiche. Früher wurde ein pensionierter Soldat zur Bewachung der Eiche abgestellt. In den Jahren 1824 und 1857 wurden Schutzzäune errichtet. In den letzten Jahren wurde ein Zaun um die Eiche errichtet und der Baum mit Eisenringen und Zementpfropfen verstärkt. Der Baum hat einen Umfang von etwa 12 1/2 Metern.

Im Jahr 1868 glaubte man, dass die Eiche im Sterben lag, zumal jemand 1865 ein Feuer in ihr gelegt hatte, um sie von Hornissen zu befreien. Glücklicherweise wurde der Ableger (Lou Hilh auf Gasconisch) kräftig. Dieser 1857 gepflanzte Sprössling ist größer als seine Mutter und beschattet Ranquines. Auch einige Eicheln wurden entnommen, und in vielen Ländern gedeihen andere Nachkommen der Eiche. (Einer steht neben der Pfarrkirche St. Vinzenz in Graz)

Im Jahr 1951 wurde beschlossen, eine Auswahl der besten Eicheln zu treffen. Experten begingen die so genannte „Hochzeit der Eiche“. Sie legten einen riesigen weißen Schleier über den Baum, um sicherzustellen, dass der Baum nur eigene Eicheln tragen würde. Zeremonien mit Musik und Tanz begleiteten das Ereignis, aber in diesem Jahr war es mysteriöser Weise zum ersten und zum letzten Mal, dass nicht eine einzige Eichel auf dem gesamten Baum erschien.

Es ist sicher, dass die Eichen, wie auch heute noch, Teil der Landschaft waren, die Vinzenz als kleine Junge, kannte. Calvet schreibt in seiner Biographie des Heiligen: Um jedes Haus herum entwickelte sich eine Gruppe von Eichen. Sie boten Schutz gegen den Westwind, Unterschlupf für die Schweine, die sich von den Eicheln ernährten, Schatten im Sommer und eine edle Dekoration zu jeder Jahreszeit. Die Erzählung, dass Vinzenz eine kleine Marienstatue in eine Einbuchtung des Stammes stellte und dort betete, ist legendär und stammt erst aus dem neunzehnten Jahrhundert.

Im Jahr 1706 wurde eine kleine Kapelle neben dem Haus gebaut. Um der zunehmenden Verehrung der Gläubigen nach der Seligsprechung Vinzenz‘ im Jahr 1727 gerecht zu werden, wurde 1730 eine weitere Kapelle eröffnet, die wahrscheinlich an der Stelle seines Geburtshauses errichtet wurde. Sie wurde Ende 1751 eingeweiht und überdauerte genau ein Jahrhundert lang. Damals wich sie der heutigen Kapelle, die an derselben Stelle errichtet wurde. Am 6. August 1851 wurde der Grundstein im Beisein des Präfekten der Landes gelegt und der Bischof feierte die Messe unter der alten Eiche. Die Kapelle selbst wurde nach dem Vorbild des Val de Grace in Paris errichtet. Die Bauarbeiten kamen nur langsam voran, da es an finanziellen Mitteln mangelte. Spenden der Vinzentiner und der Töchter der christlichen Liebe sowie eine nationale Lotterie ermöglichten die Fortsetzung der Arbeiten. Eine kaum lesbare Inschrift über dem Hauptportal erinnert an die Einweihung drei Jahre nach dem Beginn der Arbeiten: ANNO DOMINI MDCCCLXIV DIE XXIV MENSIS APRILIS HOC SACELLUM D.O.M. FUIT SOLEMNITER DEDICATUM IN MEMORIAM ORTUS S. VINZENTII A PAULO („Am 24. April im Jahre Unseres Herrn 1864 wurde diese Kapelle zum Gedenken an den Geburtsort des Heiligen Vinzenz von Paul feierlich eingeweiht“). Der Architekt war zunächst Jacques Ignace Hittorff, der die große Pfarrkirche des Heiligen Vinzenz in Paris entworfen hatte. Seine ausgefeilten Pläne wurden von einem Schüler, Gallois, dem Architekten der Kapelle des Mutterhauses der Lazaristen in Paris, vereinfacht.

Über dem Haupttor der Kapelle befindet sich eine Schnitzerei des jungen Vinzenz, der einem armen Mann hilft. Die Inschrift lautet QUIS PUTAS PUER ISTE ERIT (Wer, denkst du, wird dieser Junge einmal sein?), ein Zitat aus Lukas 1:66. Über der Tür befindet sich eine große Statue des Heiligen, die derjenigen im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern ähnelt. Sie zeigt ihn in einer Geste der Nächstenliebe mit offenen Händen.  Darunter befinden sich Figuren des Glaubens, der Hoffnung und der christlich Nächstenliebe, datiert 1864. Der Text PERTRANSIIT BENEFACIENDO („Er ging umher und tat Gutes“) ist ein Zitat aus Apostelgeschichte 10,38. Die Skulpturen sind das Werk von M. Forget, einem Pariser Künstler.

Am 14. und 15. Juli 1947 brach ein großes Feuer aus, das mehrere Gebäude zerstörte. Darunter war auch die Kapelle, ihre Kuppel stürzte ein. Dank der Tatkraft zweier Lazaristen, die Priester Pierre und Descamps, und der Arbeit von Nazi-Kriegsgefangenen wurde sie im Dezember 1948 wiedereröffnet. Ein modernes Gemälde des Heiligen Vinzenz im Himmel, mit Engeln, füllt nun die Kuppel. Verschiedene Gedenktafeln im Freien erinnern an ehemalige Schüler des Berceau, die im Zweiten Weltkrieg und in Indochina dienten, sowie an die vielen anderen, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind.

Auch dank der Großzügigkeit zahlreicher Spender, vor allem von Nachfolgern von Vinzenz, hat die Kapelle neues Leben erhalten. Der jüngste Altar aus Bordeaux-Kalkstein wurde am 27. November 1980 vom Bischof von Aire und Dax geweiht.

Im Jahr 1980 schnitzte Victor Feltrin aus Paris eine massive Holzstatue des Heiligen Vinzenz. Derselbe Künstler schuf im folgenden Jahr eine passende Marienstatue. Die Innenausstattung ist relativ nüchtern. Die Buchstaben SV, entweder ineinander verschlungen oder getrennt, sind fast das einzige spezifisch vinzentinische Element in Stein. Die Glasfenster aus dem Jahr 1864 sind denen im Mutterhaus in Paris sehr ähnlich. Sie stellen Ereignisse aus dem Leben von Vinzenz und nach seinem Tod dar. Das zentrale Fenster hinter dem Hauptaltar stellt Vinzenz dar, der von Engeln in die Herrlichkeit geleitet wird.  Die Querhausfenster in Form eines Fächers erinnern an sein mutmaßliches Geburtsdatum, den 24. April 1576, und an die Einweihung der Kapelle am 23. April 1864.

Auf einer Gedenktafel im rechten Querschiff ist zu lesen: „Zum Gedenken an die Priester und Brüder der Missionskongregation und der Töchter der christlichen Liebe vom Berceau des Heiligen Vinzenz von Paul, die sich von 1864 bis heute für Kinder und Jugendliche eingesetzt haben. Ihre dankbaren Schüler“. Die ersten Lazaristen/Vinzentiner und Schwestern des Berceau ruhen in einer Krypta unter der Kapelle.

Die kleine Orgel – ein Manual, sieben Register – war das Werk des berühmten Orgelbauers Cavaille Coll. Jean Baptiste Etienne bezahlte sie persönlich aus dem Erbe seiner Familie, und sie wurde 1873 installiert. Im Jahr 1998 wurde sie erneuert und vergrößert.

Die Mission des Berceau wurde zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts auf Anregung des Präfekten der Landes und des Bischofs von Aire und Dax. Sie pflegt die Erinnerung an den Heiligen in seinem Geburtsort. Am Anfang, wurde beschlossen, dass alle seine Hauptwerke hier vertreten seien. Das erste, das eröffnet wurde, war ein Haus für alte Menschen, die keine Mittel mehr haben, und für arme Waisenkinder. Die alten Menschen sollten Pflege erhalten, und die Waisen sollten Bildung und Ausbildung erhalten. Die Vinzentiner/Lazaristen und die Barmherzigen Schwestern sollten die Leitung der Arbeit unter der Verantwortung eines Vorstands übernehmen. Frederic Ozanam äußerte sich enthusiastisch von dem Projekt, und Napoleon III. genehmigte eine nationale Lotterie, um bei der Verwirklichung zu helfen. Die Arbeiten begannen im Jahr 1864 und erhielten im folgenden Jahr die staatliche Anerkennung. Der Kaiser hatte einen Militärarchitekten mit dem Entwurf der Gebäude beauftragt, was den Stil der Gebäude erklärt, der an Kasernen des neunzehnten Jahrhunderts aus der Pariser Region erinnert. Eine moderne katholische Schule neben den alten Gebäuden führt die Primar- und Sekundarschule aus dem neunzehnten Jahrhundert weiter. Ihr erster Schüler war ein Andre Depaul, ein entfernter Verwandter von Vinzenz.

Das Hospiz wurde zu einem Seniorenzentrum und wurde nach und nach modernisiert. Einer der Flügel nimmt betagte Schwestern auf. Die aktiven Schwestern arbeiten im Altersheim und machen auch Hauskrankenpflege bei Bedürftigen.

Nach den anderen Bauten haben die Lazaristen im Jahr 1868 auch kleines Seminar gebaut. Es nahm auch ausgewanderte spanische Vinzentiner im Jahr 1869 während einer Revolution und französische Studenten der Vinzentiner während der Kriege von 1870 und 1939 auf. Dieses Seminar absolvierten etwa 350 Mitglieder der Kongregation der Mission, darunter sieben Missionsbischöfe. Die Kapelle, die 1934 erbaut wurde, hat mehrere beeindruckende Glasfenster, insbesondere eines des Heiligen Johannes Gabriel Perboyre. Nach 1971 wurde das Gebäude zu einem diözesanen „Kolleg“ (ein Internat der mittleren Schulstufe). Die Priester haben nicht mehr die Verantwortung dafür, sind aber weiterhin als Kapläne tätig. Sie verrichten typische vinzentinische Arbeiten und empfangen zusammen mit den Schwestern die Pilger durch die Arbeit im Vinzentinischen Zentrum, das sich in zwei Gebäuden gegenüber der Straße von Ranquines befindet. Diese sind für Gruppen eingerichtet und zeigen verschieden Exponate.

John E. Rybolt, C.M., In the Footsteps of Vincent de Paul: A Guide to Vincentian France, 2007.